Also dann mal los
31.7.08]
Hier den Anfang der Reise:
Heute habe ich mal etwas Zeit Euch die Geschichte aus Californien zu erzählen. Vielleicht gibt es ja eine Fortsetzungs-Story. Mal sehen was draus wird.
Wenn man also 55 Jahre so heimlich davon träumt, als Easyrider nach Californien zu gehen und es plötzlich wahr wird, dann ist das ja ein ganz seltsames Gefühl. Und trotz dieser Ewigkeit war die Vorbereitung dann doch etwas gerafft, da die Entscheidung gerade jetzt zu gehen ziemlich wacklig war. Eigentlich ist es natürlich schöner, wenn man sowas gemeinsam machen kann, aber "Jemand" sollte ja für die Hunde zu Hause bleiben. Schad, aber eben nicht zu ändern. Tja und nachdem der "Jemand" die Isi ist, bin ich halt alleine losgezogen.
Man(n) sollte meinen, dass Man(n) in einem gewissen Alter genug Erfahrung besitzt um so ne Reise ohne Probleme zu meistern, da es ja nicht die erste Fernreise ist. Aber da fängt es ja schon toll an:
Der Hinflug von Frankfurt aus ist eigentlich nicht wirklich was Besonderes, aber wer will der Familie schon zumuten in aller Frühe loszufahren und den halben Tag auf der Autobahn zuzubringen, zumal in der Ferienzeit. Also heisst die Alternative Bahnfahrt. So, und wie geht denn das jetzt nochmal? Da iss ja nix mehr mit am Schalter ne Fahrkarte kaufen und so... ja lacht nur, aber "zu meiner Zeit" hat man das so gemacht. Na gut wir sind ja Verkabelt und da lass ich mir die Karte aus dem PC raus.
Hmm... Frühbucher, Gruppenbucher, Sonderbucher, Zugbindung, Sparangebot...was soll den das nun? Will doch einfach nur Hin- und Zurück. Das dauert dann auch so lange wie am Schalter - ach so, den gibts doch nimmer.
Aber als Schwabe spart man sich natürlich ne Platzkarte, weil die Züge die man so sieht sind ja echt lang. Da wirds doch am Sonntag in aller Frühe noch ein Plätzchen geben? -
Pustekuchen, so einfach ist das ja gar nicht. Aber wie war das Gerspräch der aufgehübschten Damen gerade mit dem Schaffner? Wenn sie nen Kaffe trinken gehen, dann können sie im Speisewagen sitzen? Ja Kaffee ist eh nicht verkehrt, da mach ich doch einfach mit. Hihi - kostet nicht mehr wie die Platzreservierung - sag ich doch - Alter Hase.... :wink:
Frankfurt - Detroit mit 2 Stunden Eincheckzeit sollte ja flott durchgehen. Hää, was wollen all die Leute schon hier? Alle nach Detroit? OK ist das das Ende der Schlange? Nö - daaaa hinten..... schon gut.
"ein Koffer, einmal Handgepäck" "allright Sir - here your boardingpass"
Hoppla, der hat ja gar nicht gefragt wo ich sitzen will. Wird doch nicht wie im Billigflieger sein und man rennt auf nen Fensterpatz los? Ach ja nö, hier stehts ja: Reihe 39 Platz F. Mal sehen ob ich das noch richtig erinnere - am Fenster gehts los mit A, B,C dann die andere Seite D, E F - echt Dusel doch am Fenster. Na das hätt ja auch in die Hose gehen können. So iss es wenn man morgens noch nicht wirklich wach ist....
Tja was soll ich sagen, das geht aber nun sowas von in die Hose: Der Vogel ist ja mega gross. Der Anfang ist ja OK Fenster ist A, dann kommen B und C, aber ab da geht es jetzt aber abin die: MITTELREIHE . bääääh D, E, F, G - ja davon hab ich jetzt mehr als 50 Jahre geträumt! Transatlantik in der Mitte der Mitte. Selber schuld - hättste halt mitgedacht.... Hoffentlich ist schlechtes Wetter dass die am Fenster auch nix sehen - aber die haben ja zumindest EINE Armlehne ganz für sich alleine. OK dann halt das nächste Mal - sind ja eh nur 10 Flugstunden, eigentlich auch nicht viel mehr als mit dem Auto in die Toskana.
Ach so, die 2 Stunden Bahnfahrt vergessen und die 2 Stunden für Checkin - aber "be cool" wie die Amis sagen. OK dann kommen noch 2 Stunden Zwischenaufenthalt in Detroit, 1 Stunde Verspätung und dann nochmal 4 Stunden Flug nach San Francisco dazu. Mann bin ich alt geworden. Das macht mich nun schonmal ziemlich platt.
Aber es ist ja ne Traumreise! Zum Trost gönne ich mir dann aber ein Taxi zum Autovermieter - So. Mann gönnt sich ja sonst nix.
Landung in SFO! California ich komme!!
Da die Termine noch ziemlich flexibel sind hab ich mir doch glatt nen Camper rausgelassen. Da muss ich mich nicht um Hotels und son Gedöns kümmern....
Was soll ich sagen, erstmal bin ich überwältigt: die Bay Area von oben (ach ja, im 2. Flieger hats ja doch für ein Fenster gereicht - uff). Und überhaupt, die Dimensionen..... Stunden über der Prairie, über Berge und nun Wasser links und Wasser rechts. Ein echter Überfluss. Der Anflug aus Richtung Silicon Valley... da werden also unsere PC´s erfunden. Guck mal an.
Landung und Gepäckausgabe ohne besondere Vorkommnisse. - Hab ich eigentlich schon erzählt, dass ich mehrere Isiheats, IsiRiders, Magazine usw im Koffer habe. Hatte mir das so easy vorgestellt: 1 Satz persönliche Ausrüstung für die Demos, 1 Satz Ersatz falls was kaputt geht, 1 Satz Gifts da mich ja liebe Leute erwarten ...
Tja und nun dieses doofe Einreiseformular. Ist sicher von Pyschologen gemacht worden. Da rutscht einem echt das Herz in die Hose. Blöd, dass deutsche Touris nur Sachen bis zu 100 $ zollfrei einführen dürfen. Hmm.... da bleiben ja für jeden Brenner gerade ml 20 $ übrig? Das glaubt mir kein Mensch. Aber die Einfuhr ganz offiziell mit Deklaration, Zollformalitäten, Einreise mit Fingerabdrücken, Digipicture, Gepäck ausladen und wieder komplett einchecken - in 1Stunde 40??? Wie soll das denn gehen. Hmm, musste ich denn den ganzen Kram überhaupt....
Also Zitterpartie am Einreise Zollamt - ob das Alles so klappt. Und was das wieder kostet. Schaun mer mal . "be cool man"
Dann gehts aber doch ganz flott und nun steh ich mit Sack und Pack am Airport von San Francisco (ich weiss gar nicht warum ich die ganze Zeit den Song von Scott Mc Kenzie rauf und runter johle - hoffentlich hörts keiner.
OK, ein paar Greenbacks hab ich ja vor der Abreise eingepackt aber ob das langt fürs Taxi? Frag ich doch vorsichtshalber ob der Driver auch ne Kreditkarte... "No sir"..tut er nicht. "Only the yellow cab" - OK, dann gib mit doch ne yellow cab... Der Parkwächter hat ein Einsehn und bugsiert mich zu der lächelnden Dame ins Yellow.
"Tourist?"
Ich glaubs ja nicht. Da hab ich doch so ne geschäftliche Mine aufgesetzt. Funzt wohl nich. Aber wie die hört dass ich aus Germany (Brathwurst) komm ist sie ganz aus dem Häusle.
Und ab gehts, erstmal raus aus der Stadt zum Vermieter. Geile Gegend hier:
Hey und da steht ja auch schon mein Gefährt - oder????
...ob das noch tut was ich will?
Spass beiseite, nach ein paar Meilen sind wir beim Vermieter. Die Fahrzeugübernahme geht recht flott, nen Bulli T3 ham mer ja zu Hause auch, also nix Neues. "Welcome in California"! - Kurzer Zwischenstand: Wecker klingelt morgens um 5. Zug nach Frankfurt bis 8. Flug Detroit bis 14 Uhr - na das ging ja flott. Ach so, zu Hause ist es ja jetzt schon 18 Uhr. Ankunft San Fancisco 6 PM - daheim ist es mitlerweile morgens um 3 - Sorry Isi hab ich bei dem Anruf ganz vergessen.
Zum nächsten Campground sind es gerade mal 30 Minuten sagt mir "Hans aus Wüzburch" der beim Vermieter zur Untermiete wohnt. Das stimmt aber nur wenn man sich nicht verfranst in der Bay Area...
OK ein bisschen was Einkaufen kann nicht schaden.... wenn man doch schon nen Fridge an Bord hat. Boah, das sind aber Konsumtempel.... und Preise!! Da hauts Dich ja beinahe vom Hocker. Ich dachte noch bei unserem starken Euro ist das ja ein Klacks. Was würde ich blos machen wenn der Dollar noch wie früher wäre...
Beim Verlassen des Suuuupermarktes fällt auf, dass es plötzlich kuhfinstere Nacht ist... ja Klasse und wo war nochmal der Campground?
Hey da frag ich doch glatt mal den Sheriff der gerade da drüben sein Blaulicht ausprobiert und mit ner Taschenfunzel die Strasse ableuchtet. Also Fahrzeug parkfertig am Strassenrand abstellen (so wie wirs in good old Germany gelernt haben - man will ja nicht gleich auffallen) - dann raus aus dem Laster und rüber über die Strasse.
"Hey Sir..."
"You dammned stupid Guy, will you been shot? You could not sneak through the night. You have to sit in the f... car and wait until we can see you" brüllt mich der Offier an.
Jetzt bin ich aber ebenso erschrocken wie er. Wenigstens kann er mir den Weg beschreiben und ich finde zum RV-Ground. Es ist 10 PM Ortszeit - zu Hause haben die jetzt 7 Uhr morgens, also bin ich nun seit 26 Stunden auf den Beinen. Tja Vorplanung ist halt alles.
So, und die Rezeption schliesst um 8. Auf so nem alten Kasten steht, man solle doch dann nen Zettel ausfüllen und reinwerfen und dann morgen zum Zahlen kommen. Tja, iss aber kein Zettel da. Wird schon nicht so schlimm sein. Die Amis sind ja alle überaus freundlich, hilfsbereit und stets um eine Lösung bemüht.
Mit diesem Vorurteil muss ich leider erstmal aufräumen! Gerade im "Restroom" angekommen und in Gedanken schon auf dem sonnendurchfluteten Freeway schreit einer draussen rum als wären Einbrecher unterwegs. Vorsichtig gehe ich nach draussen und will ihn demütigst davon in Kenntniss setzen dass ich genügend Bares dabei hab und nicht vorhabe ohne zu Zahlen übernacht...
"GO IMMEDIATELY OUT OF MY PROPERTY`" brüllt mir der Eigentümer ins Gesicht ohne auch nur eine Spur von Verständnis für nen nunmehr 27-Stunden-Tag zu haben.
So, lieber Herr "Pelikan Point RV Park" Besitzer. Das ist nicht gerade das wofür die Amis berühmt sind. Da sollte man also mal Deine Beschreibung im Campingführer auf den neuen Stand bringen. Das Gute daran: Es kann nur besser werden.
Die Nacht verbringe ich also auf dem Parkplatz eines Supermarktes nachdem ich das Angebot eines Best Western für ne Nacht für 190 $ - ohne Frühstück - dankend abgelehnt habe.
Der kommende Morgen beginnt erstmal damit dass ich x-mal aufwache und mich wohl noch nicht an die Zeitumstellung gewöhnt habe. Oder waren es die Regentropfen, die so ne lustige Melodie trommeln? REGEN??? im SONNENSTAAT? Das kann ja nur besser werden...
Und glaubt mir - es wird! Aber davon später mehr...
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